Von Lavendel bis Safran

22. Aug 2016

Mit ihrer Gewürzmühle Engels betreibt die Familie Freistühler einen Traditionsbetrieb: In zwei Geschäften in der Neusser Innenstadt gibt es Gewürze, aber auch Tees und Öle in Spitzenqualität.

Beratung ist insgesamt ein wesentlicher Bestandteil unserer Arbeit

Der Laie mag es kaum glauben: Der Umgang mit Gewürzen soll ein Knochenjob sein? Ja, das ist er in der Tat. Denn hier ist nicht die Rede von einer Prise Pfeffer oder einer Messerspitze Kardamom. Marcus Freistühler und sein Team haben es – zumindest im Einkauf – mit ganz anderen Mengen und Gewichten zu tun. „Die Säcke, die wir vor allem aus Hamburg bekommen, wiegen 25 Kilogramm“, sagt der Junior-Chef der Gewürzmühle Engels, die er gemeinsam mit seiner Frau Manja und seinem Vater Ernst führt.

Peru, Indien, Thüringen

Es ist ein Unternehmen, wie man es so wohl kein zweites Mal mehr in Deutschland findet. An zwei Standorten in der Neusser Innenstadt lagern Gewürze aus allen Erdteilen. Rund 300 verschiedene sind es insgesamt. Wer auch nur in die Nähe der Ladentüren kommt, dem steigt der Duft der weiten Welt in die Nase. Die Bandbreite reicht von Lavendel aus Frankreich, Oregano aus Peru, Kardamon aus Guatemala und Majoran aus Thüringen. Vietnam, Kambodscha und Indien sind Anbaugebiete für einige der 20 verschiedenen Pfeffersorten. Schon mal von „Tasmanischem Bergpfeffer“ gehört? Einfach mal die Freistühlers fragen. Das Luxus-Gewürz schlechthin, der Safran, kommt aus dem Iran. Je nach Marktlage kann das Kilo bis zu 8.000 Euro kosten.

Schatzkammer im Keller

Im Keller werden aus derart großen Mengen kleine Portionen für den Endverbraucher. Hier stellt Marcus Freistühler auch die Mischungen her, die etwa die Hälfte des Sortiments ausmachen. Ob Müsli oder Bruschetta – nur die puren Gewürze werden zusammengefügt. Das gilt natürlich auch für die Gulasch-Zutaten oder die Christstollen-Kombi. Berühmt ist die Gewürzmühle über die Stadtgrenzen hinaus für ihr Curry. Und nicht nur dafür: „Corpus Culinario“, eine Gemeinschaft von Kaufleuten im Delikatessen-Bereich, hat der Gewürzmischung „Mediterrane Tomate“ aus dem Hause Engels die Auszeichnung „Bestes Produkt des Jahres 2014“ verliehen. „Die Qualität der Ware ist das A und O“, betont Marcus Freistühler. „Verbunden mit einem vernünftigen Preis haben wir so ein echtes Alleinstellungsmerkmal“, fügt Ehefrau Manja hinzu, deren Gewürzseminare stark nachgefragt werden. „Beratung ist insgesamt ein wesentlicher Bestandteil unserer Arbeit“, sagt sie. Neben Gewürzen gibt es bei „Engels“ auch Heilkräuter und Tees, Öle und Essige, Nüsse und Bonbons.

Am Anfang war der Zucker

Die Wurzeln des Familienbetriebs reichen bis ins Jahr 1919. Gründer Johannes Engels, der einer rheinischen Bäckerdynastie entstammt, legte mit einer Zuckermühle den Grundstein. Aus dem anfänglichen Gewürz-Großhandel für Bäckereien und Metzger machte Johannes Engels’ Tochter Maria, verheiratet mit Wilhelm Freistühler, dann ein Einzelhandelsgeschäft. Noch heute erinnern sich viele Neusser an die ebenso sympathische wie geschäftstüchtige Frau hinter dem Tresen. Unter ihrer jahrzehntelangen Ägide entstand ein Unternehmen, das inzwischen sogar Stammkunden in Südafrika hat. Nach dem Tod der Großmutter sind inzwischen wieder drei Generationen vertreten: Marten, der Sohn von Marcus und Manja Freistühler, hilft schon bei der Arbeit an den großen Säcken. Sein Einstieg wird im Herbst offiziell.

Teilen macht glücklich

Kurzinterview mit
Manja und Marcus Freistühler

Haben Sie ein Lieblingsrestaurant?
Manja Freistühler: In Neuss gehen wir unter anderem gerne zu Toni („Emiliana“).
Marcus Freistühler: Japan-Fans können wir das Hoshino in Meerbusch-Büderich empfehlen.

Haben Sie ein Lieblingsgericht?
Marcus Freistühler: Ich liebe Sauerbraten und Pannas.
Manja Freistühler: Eintöpfe aller Art.

FAKTEN
Neuss
schon im 15. Jahrhundert
Gewürz-Umschlagplatz

Läden
Hymgasse 21 und Büchel 8